Festkommers zum 100-jährigen Bestehen
(cr). Als Moderator André Kessler beim Festkommers der Sportfreunde Oppenrod in der Rahberghalle ein „buntes und prall gefülltes Programm“ ankündigte, hatte er wohl nicht damit gerechnet, in den kommenden dreieinhalb Stunden durch eine stark politisch geprägte Veranstaltung führen zu dürfen. Doch neben zahlreichen Grußworten aus der Kommunalpolitik und den Sportverbänden sorgten musikalische Darbietungen, Auftritte einzelner Abteilungen und die Ehrung langjähriger Mitglieder für einen kurzweiligen Abend.
Im Mittelpunkt stand sicherlich die Festrede von Dr. Angela Stender. Unter dem Namen „Frei Heil Oppenrod“ waren die Sportfreunde am 1. August 1910 gegründet worden. Mit dem Leitgedanken „Frisch, Frei, Stark, Treu“ stellte man sich, in der Tradition des Arbeitersports, in Opposition zu den bürgerlichen Turnern und deren Wahlspruch „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“. Die bürgerlichen Sportverbände taten alles, um die Arbeiter außen vor zu halten, erläuterte die Historikerin die gesellschaftliche Situation im Reich Kaiser Wilhelms II. In Oppenrod war zu jener Zeit die soziale Schicht eines eher ärmlichen Bauernproletariats anzutreffen, in dem sozialdemokratisches Gedankengut auf fruchtbaren Boden fiel. „100 Jahre nach der Vereinsgründung ist klar: Alle politischen Ziele der Arbeiter-Turner sind in der Bundesrepublik nicht nur erreicht worden, sondern integraler Bestandteil der Programme aller demokratischer Parteien“, schloss die Festrednerin ihren interessanten und spannenden Beitrag.
Begonnen hatte der Abend mit der Ansprache von Heiko Metz, dem Vorsitzenden der Sportfreunde. Er richtete Grußworte des hessischen Innenministers Volker Bouffier aus, der für das Jubiläumsjahr die Schirmherrschaft übernommen hat und seine Teilnahme am Kommersabend jedoch kurzfristig absagen musste. Am Nachmittag hatte der Verein der verstorbenen Mitgliedern bei einer Kranzniederlegung am Ehrenmal gedacht und zur Anerkennung des Vereins einen Gedenkstein neben dem frisch gepflanzten Festbaum enthüllt. In diesem Zusammenhang sprach Metz von einer 100-jährigen Vereinshistorie mit Höhen und Tiefen. „Bleiben Sie auch in Zukunft dem Verein treu und Freunde des Sports“, rief der Vorsitzende den Anwesenden zu.
Landrätin Anita Schneider begann ihre Grußworte mit dem Slogan: „Im Verein ist Sport am schönsten.“ Für dieses Motto ständen die Sportfreunde Oppenrod. Sie hob mit dem Ehrenamt, der sozialisierenden Funktion sowie der Gesundheitsprävention drei wesentliche Aspekte des Sports hervor. „Politik soll hierbei gute Rahmenbedingungen schaffen.“ Dies werde aufgrund der finanziellen Schieflage der Kommunalhaushalte immer schwieriger. „Die Sportvereine können jedoch mit meiner persönlichen Unterstützung rechnen“; versprach die Landrätin. Bürgermeister Erhard Reinl lobte den sozialen Beitrag, den der Verein gerade im Bereich der Jugendarbeit leiste. Ortsvorsteher Roland Scheld zollte den Sportfreunden ebenfalls größten Respekt: „Die Sportfreunde Oppenrod leisten als größter Verein unseres Dorfes – wie auch alle anderen Vereine – aktive, soziale Arbeit und erfüllen so ihren Beitrag für unser dorfeigenes Wohlfühl-Klima.“ Er kritisierte aber auch, dass die Vereinsförderung als freiwillige Leistung gilt und die Genehmigungsbehörden hier besonders kritisch prüften. Dies zwingt die Gemeinden zu unpopulären und auch kritischen Entscheidungen. Der Sport sei im Oktober 2002 zum Verfassungsziel erklärt geworden, so Scheld. „Meines Erachtens stellt sich damit die berechtigte Frage, ob zumindest die Förderung der Sportvereine eine freiwillige Leistung ist, wobei ich eine Erweiterung auf alle Vereine für inhaltlich angemessen und sachlich für erforderlich halte.“ Im Anschluss überreichte der Ortsvorsteher Renate Renger einen Blumenstrauß. Sie sei „Kopf und Herz der Sportfreunde“, sagte Scheld. Auch weitere Redner hoben das große Engagement der stellvertretenden Vorsitzenden hervor.
Unterstützung
Dr. Heinz Zielinski, der Vizepräsident des Landessportbundes Hessen, war ebenfalls nach Oppenrod gekommen, um seine Glückwünsche auszusprechen: „Wir stehen in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen.“ Dabei brauche man die Unterstützung der öffentlichen Hand, so Zielinski. Für den Hessischen Turnverband, den Hessischen Tischtennisverband und den Turngau Mittelhessen überbrachten Rolf-Dieter Beinhoff, Dr. Norbert Englisch und Dr. Dennys Sawellion weitere Grußworte. Der stellvertretende Kreisjugendfußballwart Jürgen Jung und Rainer Volk, der Vorsitzende des TV Großen-Buseck, richteten ebenfalls beste Wünsche aus. Der Abschluss der Wortbeiträge war Roland Kauer vorbehalten, der für die Oppenröder Ortsvereine sprach.
Zwischen den Redebeiträgen hatten das Holzbläserensemble Reiskirchen unter der Leitung von Tanja Scheld sowie der gemischte Chor „O-Ton“ unter der Leitung von Matthias Schulze für den passenden musikalischen Rahmen gesorgt. Unter anderem mit zwei Mundartkompositionen sorgte die Gesangsgruppe „Microlust“ für laute Zugaberufe. Die Jazztanzgruppe, die Tanzgruppe „Young Generation“ und die Abteilung Step-Aerobic der Sportfreunde belebten die Bühne ebenfalls.
Ehrungen
Im festlichen Rahmen wurden alsdann Sylvia Bechthold und Bärbel Jung für 30 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet. 40 Jahre im Verein sind Ursula Balser, Adolf Becker, Rainer Becker, Dr. Karlheinz Diehl, Irmgard Kinzebach, Ursula Klingelhöfer, Renate Renger und Willi Schmaus. Mit einer Ehrengabe wurden Ernst Balser und Manfred Schulz für 50-jährige Mitgliedschaft bedacht. Else Dahlhausen, Alfred Mohr, Walter Kinzebach und Heinrich Bender sind den Sportfreunden seit 60 Jahren treu. Im Anschluss an den Kommers spielte das Trio „Kleeblatt“ auf.
Dieser Artikel wurde verfasst von Christian Rüger und zur Verfügung gestellt von