Tuesday, April 16, 2024

Sportfreunde Oppenrod stolz auf 100-jährige Vereinsgeschichte

Buseck (siw). »Wir können stolz darauf sein, was in 100 Jahren geleistet wurde«, sagte Heiko Metz, Vorsitzender und Festpräsident der Sportfreunde Oppenrod 1910 in seiner Begrüßungsansprache zum Kommersabend, der den Auftakt zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Bestehens bildete. In der voll besetzten Rahberghalle ließ er die Vereinsgeschichte mit »Höhen und Tiefen« Revue passieren. Kurz ging er auf die Vereinsgründung am 1. August 1910 im Gasthaus »Zum kühlen Grund« ein. Unter dem Namen »Frei Heil Oppenrod« wurde der Verein in der Tradition des Arbeitersports gegründet. Dem satzungsgemäßen Zweck »mit dem Sport dem schaffenden Menschen für die einseitige Belastung durch seine Arbeitsstelle einen Ausgleich zu schaffen« war ein »… und ihn demokratisch zu schulen« angefügt worden.

Besonders diese Passage beleuchtete Dr. Angela Stender in ihrer Festrede, die vom Vorsitzenden als Höhepunkt des Abends angekündigt wurde. Ihrem umfassenden Einblick in die Zeit der Gründung stellte die Historikerin ein Zitat voran: »Die freiheitlich gesinnten Turner werden eifrig mitarbeiten, ein altes verfaultes System mit Stumpf und Stiel auszurotten, alte Ruinen niederzureißen, damit neues Leben aus ihnen erblühe. In diesen neu errichteten Gebäude erst werden wir ausrufen können: Wir haben Friede, Freiheit Recht, keiner ist des anderen Knecht.«

Das bedeute, dass die Turner nicht nur zusammen trainieren und Wettkämpfe bestreiten wollten, »die Turner wollten noch etwas anderes«, stellte Dr. Stender heraus. »Turner als Revoluzzer? Politische Sympathien für das sozialdemokratische Gedankengut waren in Oppenrod nicht schwer zu finden, gab es doch hier viele arme Leute. Um ein paar Pfennige im Portmonee zu behalten, saßen die lieber bei Kerzenlicht, anstatt sich Strom ins Haus zu holen.«

100 Jahre nach der Gründung sei klar: Die politischen Ziele von damals seien nicht nur erreicht worden, sondern inzwischen integraler Bestandteil aller demokratischen Parteien. Während die bürgerlichen Sportvereine seinerzeit den Arbeitern die Mitgliedschaft verwehrten, stünden heute die Sportvereine jedem offen, »egal welche berufliche Qualifikation er vorweisen kann.«

»Im Verein ist Sporttreiben am Schönsten. Sie stehen für diesen Slogan, und das bereits seit 100 Jahren, sagte Landrätin Anita Schneider, die drei Aspekte besonders lobend hervorhob: »Ohne die ehrenamtlich Tätigen wären viele Angebote im Breiten- und Kindersport nicht möglich.« Wichtig seien auch die sozialisierende Funktion und die Gesundheitsprävention. »Sie ermöglichen dies bei sozialverträglichen Beiträgen«, betonte die Marathonläuferin.

Die silberne Ehrenplakette und einen »nicht ungedeckten« Scheck überreichte die Landrätin an den Vorsitzenden Metz im Auftrag von Minister Volker Bouffier. Der Schirmherr der Veranstaltung hatte kurzfristig sein Kommen auf Grund eines Afghanistan-Aufenthaltes absagen müssen. Ein Grußwort des Ministers verlas Metz.

Persönlich und im Namen der politischen Gremien der Gemeinde Buseck gratulierte Bürgermeister Erhard Reinl den »Sportfreunden«. Der Verein habe mit 460 Mitgliedern bei 1160 Einwohnern in Oppenrod eine beachtliche Größe erreicht: »Danke sage ich den Vereinsmitgliedern von einst und jetzt, insbesondere denen, die in über 100 Jahren Verantwortung getragen haben.«

Den vorgegebenen Rederahmen sprengte – und zwar ganz bewusst – Ortsvorsteher Roland Scheld (siehe nebenstehender Bericht)

Stets Personen, die nicht nur Sport aktiv betreiben, sondern auch dafür sorgen, dass der Rahmen stimmt, wünschte Professor Dr. Heinz Zielinski, Vizepräsident des Landessportbundes Hessen. Als hervorragend aufgestellten Verein würdigte Rolf-Dieter Beinhoff, Präsident des Hessischen Turnverbandes, den Jubiläumsverein. Dr. Dennys Sawellion, Vorsitzender des Turngaus Mittelhessens, wies daraufhin, dass die »Sportfreunde« in diesem Jahr die Gaugymnastikschau ausrichten werden.

Dr. Norbert Englisch, Präsident des Hessischen Tischtennisverbandes, informierte, dass das »Aushängeschild« des Vereins »80 spielberechtigte Mitglieder zählt« und Werner Döring bereits seit am 1. Januar 1950 eine Spielberechtigung für die Sportfreunde Oppenrod habe. Arno Weiss, der 1947 die Tischtennis-Abteilung gegründet hatte, wurde im Publikum mit einem besonders herzlichen Applaus begrüßt. Der stellvertretende Kreisjugendfußballwart Jürgen Jung übergab ein »Geburtstagsgeschenk«. Neben Präsenten wurden bereits zuvor schon Urkunden, Plaketten und Fahnenbänder überreicht.

»Hier schließt sich gewissermaßen der Kreis, den Dr. Stender aufgezeigt hat«, sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Roland Kauer, der für die Oppenröder Vereine sprach und die Sportfreunde als ein wichtigen Aktivposten in der großen Familien der Ortsvereine bezeichnete: »Wir als Vereinsmeier können ermessen, was dieses Jubiläum für Euch bedeutet.«

Rainer Volk, Vorsitzender des TV Großen-Buseck, fügte seiner Gratulation im Namen der Sport treibenden Vereine in Buseck an: »Wir sind keine Konkurrenten untereinander und wir sollten uns zusammenschließen, um mit Blick auf die Zukunft die Nöte und Probleme der Vereine gemeinsam der Gemeinde, dem Bürgermeister, dem Gemeindevorstand und den Gemeindevertretern vorzutragen, um zu beraten, wie eine Lösung gefunden werden kann.«

Ehrungen für 50 und 60 Jahre

Ehrungen für 50 und 60 Jahre Mitgliedschaft. Von links: Renate Renger, Walter Kinzebach, Else Dahlhausen, Alfred Mohr, Ernst Balser, Heiko Metz.

Der Vorsitzende Heiko Metz und die stellvertretende Vorsitzende Renate Renger ehrten für 60 Jahre Vereinstreue Walter Kinzebach, Else Dahlhausen und Alfred Mohr sowie Ernst Balser für 50-jährige Mitgliedschaft. Ebenfalls ein halbes Jahrhundert gehört Manfred Schulz den »Sportfreunden« an. Er konnte am Samstagabend nicht anwesend sein, und bekommt deshalb die Ehrengabe nachgereicht. Besonders hervorgehoben wurde das Jahrzehnte währende ehrenamtliche Engagement von Walter Kinzebach, der »guten Seele« des Vereins.

Ehrungen für 30 und 40 Jahre Mitgliedschaft

Für 30-jährige Mitgliedschaft wurden Sylvia Bechthold und Bärbel Jung sowie für 40 Jahre Renate Renger, Rainer Becker, Dr. Karlheinz Diehl und Adolf Becker, Ursula Klingelhöfer, Ursula Balser und Irmgard Kinzebach ausgezeichnet. Willi Schmaus wird die Ehrung für 40-jährige Vereinstreue nachgereicht.

Unterhaltsames Rahmenprogramm

Zum kurzweiligen Rahmenprogramm trug das Holzbläserensemble Reiskirchen unter Leitung von Tanja Scheld mit überwiegend klassischen Stücken und in schmucken, historischen Gewändern bei. Der gemischte Chor »O-Ton« des Gesangvereins »Sängerlust« unter Leitung von Matthias Schulze erfreute mit einem Gospel »Down to the river« und hatte zuvor allen Gästen gesanglich »Have a nice day« gewünscht.

Die »Sängerlust«, gekürzt auf »Micro-Lust«, sang »I want to go to heaven« und feierte danach mit »Hannes häng de Wo dro« eine Premiere. »Diesel im Blut« bewiesen die fünf Sänger bei der frenetisch geforderten Zugabe »Bulldog«. »Nun haben sie zwei Nummer-eins-Hits in den Oppenröder Charts«, meinte André Kessler, der gekonnt durch das Programm führte.

Die Tanzgruppen der Sportfreunde unter Leitung von Monika Heitmann setzten einen tollen Farbtupfer ins Programm: »Spaß am Strand« brachte die Jazztanzgruppe kreativ auf die Bühne, und die Tanzgruppe »Young Generation« schwang zu 60-er-Jahre-Hits die Beine. Die Vorführung der »Stepp-Aerobic-Gruppe« (Leitung Conny Gans) gab einen Einblick in diese schweißtreibende und fitmachende Sportart.

Eine sehenswerte Power-Point-Präsentation folgte dem offiziellen Programm, das Trio »Kleeblatt« spielte danach zur Unterhaltung. Die Gäste konnten sich eine Festschrift mit nach Hause nehmen. Für die »detaillierte Aufarbeitung der Vereinsgeschichte« mit »Kopf und Herz« dankten Vorsitzenden Metz und Ortsvorsteher Scheld Renate und Klaus Renger herzlich. Die Bewirtung lag in den bewährten Händen der »Dorfwirtin« Erika Burg mit ihrem Team vom Bürgerhaus.

Dieser Artikel wurde verfaßt von Sigi Wagner und zur Verfügung gestellt von